Kommunikationsanschlüsse
Zur soziologischen Differenz von realer und künstlicher Sozialität
Thomas Malsch
Wozu Kommunikationstheorie? Eine Soziologie, die Soziales nur durch Soziales erklären will, kann ihrem Erklärungsanspruch in den Zeiten von Internet und World Wide Web am besten dadurch gerecht werden, dass sie ihre begrifflichen und methodischen Instrumente umstellt auf Kommunikation. Kommunikation betätigt und bestätigt sich als gesellschaftskonstituierende Operationseinheit, indem sie im dynamischen Anschluss von Mitteilung auf Mitteilung komplexe Kommunikationsnetze erzeugt und reproduziert. Wer wissen möchte wie das vor sich geht, wird hiermit auf die Suche nach einer Kommunikationstheorie eingeladen, die es erlaubt soziale Verhältnisse als Kommunikationsverhältnisse zu dechiffrieren; die allgemein genug ist, um mikro- und makrosoziale Strukturen, personale Interaktionen und Massenkommunikationen abzudecken; die abstrakt genug gefasst ist, um menschliche und technische, reale und artifizielle Kommunikation mit denselben Begriffen darzustellen und trotzdem die Grenzen zwischen Technik und Gesellschaft zu markieren; und die Sozialstrukturen generisch erklärt, indem sie höherstufige Ordnungsmuster von unten nach oben aus dem Zusammenspiel von einfachen Kommunikationsereignissen ableitet.