Kommunikationsskulpturen
Entwurf einer sozialräumlichen kunstpädagogischen Praxis. Ästhetik - Theorie - Qualitative Empirie
Ulrike Stutz
Vor dem Hintergrund eines gesellschaftlichen Wandels, der insbesondere durch die Entwicklung und Verbreitung neuer Kommunikationstechnologien veränderte Bedingungen für Bildung und Sozialisation schafft, wird in dieser Studie danach gefragt, welche Form der Einbeziehung digitaler Medien in die kunstpädagogische Praxis dazu beitragen kann, Bildungsprozesse als Entwicklung von reflexiven Selbst- und Welthaltungen zu begünstigen. Dabei basiert die Entwicklung einer kunstpädagogischen Konzeption auf der Rekonstruktion von Erfahrungen von Schülern und Schülerinnen mit kunstpädagogischer Praxis in der Schule.
Der Entwurf gründet sowohl auf einer qualitativen empirischen Untersuchung als auch auf theoretischen Reflexionen mit Bezug zu Kunst- und Medienwissenschaft sowie zu Philosophie und Erziehungswissenschaft. Die Analysen führen zur Formulierung einer sozialräumlichen kunstpädagogischen Praxis, in der Vermittlungsprozesse nicht als eindirektionale Instruktion, sondern als „Kommunikationsskulptur“ organisiert sind und somit Interaktionen zwischen den beteiligten Lehrenden und Lernenden beinhalten. Dabei erweist sich eine Bezugnahme auf sozialraumorientierte Kunstformen, in denen Verknüpfungen von performativen Verfahren und neuen Technologien stattfinden, als relevant. Im Hinblick auf die Entgrenzungen von Kunst seit der Moderne werden zudem Praxisformen an der Schnittstelle von Kunst, Jugend- und Popkultur einbezogen. Die Darstellung von Methoden und Praxisbeispielen machen den vorgestellten kunstpädagogischen Ansatz konkret.
Neben der Entwicklung einer kunstpädagogischen Konzeption liegt ein Schwerpunkt der Studie auf der Reflexion von Methoden einer kunstpädagogischen Forschung. So werden Verfahren der qualitativen Sozialforschung nicht nur angewendet, sondern in der Auswertung von Bildmaterialien durch Methoden aus der Kunstwissenschaft und der Kunstpädagogik erweitert. Auslegungsverfahren und Interpretationen werden durch die auf einer CD beigefügten Text- und Bild-Dokumente nachvollziehbar.
Das Buch ist überaus empfehlenswert sowohl für Studierende der Kunst- , Medien- und Sozialpädagogik als auch für Professionelle im Bereich der Kunst, Kunstwissenschaft und (Kunst)pädagogik, da eine kunstpädagogische Praxis als innovatives Lernangebot entwickelt wird, die durch eine starke Orientierung auf das Subjekt eine Neukonzipierung schulischer Lernkultur vorschlägt.
Prof. Maria Schleiner, socialnet.de
Die Publikation vermittelt ein fundiertes Nachdenken über mediale und soziale Räume, ihre Schnittstellen sowie künstlerische Arbeiten im Kontext von Digitalität und Performativität.
Kunst+Unterricht 334/335 2009