Konzepte der ›exotischen‹ Tierwelt im Mittelalter
Stephanie Mühlenfeld
Wie fremd ein ›exotisches‹ Tier in einem mittelalterlichen Text beschrieben wird und welche proprietates dabei besonders betont werden, hängt ganz davon ab, welchen Diskursen die Darstellung unterliegt. Lassen sich in der mittelalterlichen Literatur universelle Wahrnehmungs-, Verstehens- und Deutungskonzepte erkennen, die in allen Beschreibungen ›exotischer‹ Tiere zum Tragen kommen und die auf eine kultur- und epochenübergreifende Tradition zurückgehen? Oder auch solche, die spezifisch nur in einem bestimmten mittelalterlichen Diskurs in Erscheinung treten? Um Antworten auf diese und weitere Fragen zu finden, werden im Rahmen eines interdisziplinären Untersuchungsansatzes fiktionale Texte des 12. bis 16. Jahrhunderts, (pseudo-)historische Reiseberichte des 14., 15. und frühen 16. Jahrhunderts sowie bildhafte Darstellungen von ›exotischen‹ Tieren einer vergleichenden Analyse unterzogen.
How strange the description of an ‘exotic’ animal can be in a medieval text and which properties or proprietates are here especially stressed, depends on the respective discourses and presentations. Are there any global patterns of perception, understanding and interpretation in medieval literature that can be found in all descriptions of ›exotic‹ animals and can be traced back to a cross-cultural and cross-epochal tradition? Are there also any properties which are specific to certain medieval discourses? These issues will be addressed in the context of an interdisciplinary study in which not only fictional texts of the 12th to 16th century, (pseudo)historical travel reports of the 14th, 15th and early 16th century but also pictures of ›exotic‹ animals will be analysed.