Kopf und Herz
Theaterstück für eine Person
Herbert Achternbusch
Guten Morgen, Mami! Einen schönen Tod sollst du wenigstens haben. Nur sterben können mit meinem Kind! Komm heraus! Komm sofort heraus. Du hast doch schon Beine? Ich will sie nicht sehen. Bleib drinnen. Laß dich nicht blicken. Laß dich nicht sehen, du Todsünde. Es ist zu spät. Ich kann nichts mehr rückgängig machen. Ich habe verloren. Wie ich das hasse, verlieren. Den Rücken sehen von so einer Watschelente, x-beinig und kugeligem Arsch, wie neulich. Du behinderst mich, Bastard. Wenn ich nach vorne laufen will, strampelst du nach rückwärts. Laß meine Wirbelsäule in Ruhe, das ist keine Milchstraße, in der du dich verstecken kannst. Mach wieder zu, du tust mir weh. Du tust mir weh, behinderst mich am Sieg! Komm heraus, du Gartenzwerg, du Winzling, laß dich blicken, damit ich dich zertreten kann. Ich rede nicht mit dir. Du bist mir zu alt. All dein Denken ist ein Vorteilsdenken geworden. Mit 25 tust du als dächtest du noch wie mit 16. Du bist doch mit deinen 25 bereits eine alte Schachtel, der niemand eine Träne nachweint. Was seifst du dich ständig mit deinem Gejammere ein. Wenn ich erst tot bin, dann könntest du heulen. Aber, wer hört dir denn zu, wenn ich tot bin. Nur ich höre dir zu, dein Früchtchen. Au! Was weh tut, tut weh! Hör nicht auf, mich zu schlagen, denn wenn du mich geschlagen hast, kommen die Schmerzen. Ich will mit meinen Schmerzen nicht allein sein. Viel lieber bin ich mit deinen Schlägen allein. Die Schläge sind mir vertraut.