Krieg in der Oper
Dennis Roth
Das Menschheitsthema ›Krieg‹ hat auch in der Oper tiefe Spuren hinterlassen. Angesichts der historischen Relevanz des Krieges, der nach wie vor ungebrochenen Popularität der Kunstform ›Oper‹ sowie der enormen Präsenz der Kriegsthematik in den rund vierhundert Jahren Gattungsgeschichte ist es erstaunlich, dass das Thema ›Krieg in der Oper‹ von der Forschung bislang vernachlässigt wurde. Die Studie nähert sich diesem umfangreichen Themenfeld an, indem sie u.a. nach der Darstellung (und Darstellbarkeit) des Krieges auf der Opernbühne fragt, nach seiner Funktion im Erzählzusammenhang und nach dem Kriegsbild, das sich aus der jeweiligen Darstellung ableiten lässt. Sie legt den Schwerpunkt auf die Librettistik und Motivgeschichte, die Vertonung einzelner Motive (etwa der Schlacht) sowie auf Bühnenbild und Performanz. Dabei befragt sie stets auch die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Kontexte. Eingehende Fallstudien einerseits und ein kartographierender Zugriff andererseits schlagen eine Schneise durch die Gattungsgeschichte. Im Fokus stehen die Werke La Didone (Cavalli, Busenello) und die venezianische Barockoper, die Grand Opéra, Berlioz’ Les Troyens sowie Karl Amadeus Hartmanns Kammeroper Simplicius Simplicissimus. Durch die historische Perspektive geraten auch abgelegenere Werke in den Blick; kaum mehr bekannte Opern, Propagandastücke und ›Fließbandprodukte‹ stehen neben solchen, die in Europa und der westlich geprägten Welt kanonisch geworden sind. Auf dieser Grundlage können Entwicklungslinien nachgezeichnet werden.