Kriegsrad
Matti Sund
In absehbarer Zeit wird die Kriegsgeneration, werden also damals junge Menschen, die noch aus eigenem Erleben über den Zweiten Weltkrieg berichten können, verstorben sein.
Umso wichtiger ist es, ihre Geschichte(n) festzuhalten. Eine besondere Spezifik kommt jenen Jugendlichen zu, die kurz
vor Ende des Krieges unverschuldet in den Strudel der Ereignisse gerieten und Fürchterliches erlebten.
Die Novelle „KRIEGSRAD“ erzählt die Geschichte des 16-jährigen Otto S., der 1945 aus Elbing verschleppt, im sibirischen Gulag Anscherka die schlimmste Zeit seines Lebens übersteht, ein Trauma, das ihn bis zu seinem Alter von 93 Jahren nicht loslässt. Eingebettet in eine heutige Rahmengeschichte begleiten wir Otto durch die 1940er-Jahre, wir erfahren, wie sich sein Schicksal schlagartig wendet, und erleben mit ihm schreckliche Lagermonate mit ihren dramatischen Auswirkungen auf Körper und Geist und verstehen, weshalb ihn diese Ereignisse bis heute belasten und sein Handeln beeinflussen.
Der Ich-Erzähler greift in die Handlung ein, er reist der Vergangenheit nach und vermag es, eine der wichtigsten Fragen des Alten nach mehr als 75 Jahren aufzuklären.