Kulturverfall und Umwandlungsmärchen
Die Psychiatrie und die Homosexuellen im Dritten Reich am Beispiel München
Florian Mildenberger
Die „Hauptstadt der Bewegung“ war schon vor 1933 ein Hort der Gegenaufklärung und braunen Gedankenguts. Mit dem Verweis auf wissenschaftliche Forschungen entwickelten Universitätsprofessoren, Gefängnisärzte und Rassehygieniker Programme zur Züchtung einer „arischen Rasse“. Gedeckt von Politik, Gesellschaft und Kirche wurden Vernichtungsphantasien vor 1933 zu Papier gebracht und danach in die Tat umgesetzt – Homosexuelle waren beliebte Forschungs- und Experimentierobjekte. Nicht wenige Forscher im Dritten Reich wandten sich der Erforschung der Homosexuellen zu – die Theorien und Ansätze, auf die sie sich stützten oder an denen sie sich rieben, wurden in München entworfen.