Langzeitentwicklung der tariflichen Ausbildungsvergütung in Deutschland
Ursula Beicht, Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
In der Vergangenheit waren die Ausbildungsvergütungen in der Deutschland immer wieder Gegenstand bildungspolitischer Diskussionen. Gab es zu wenige Stellenangebote auf dem Ausbildungsmarkt, wurden die Vergütungen häufig als zu hoch bezeichnet. Sie galten dann als Hindernis für die Bereitstellung einer ausreichend großen Zahl an betrieblichen Ausbildungsplätzen. Kehrte sich die Marktsituation um, d. h. konnten viele Ausbildungsstellen wegen mangelnder Nachfrage nicht besetzt werden, veränderte sich die Bewertung der Vergütungshöhe oft völlig. Nun sollten starke Vergütungsanhebungen zu einer Attraktivitätssteigerung der betrieblichen Ausbildung für die Jugendlichen beitragen. Die unterschiedlichen Debatten um die Ausbildungsvergütungen beeinflusste immer merkbar deren tatsächliche Entwicklung. Im vorliegenden Diskussionspapier werden die Ergebnisse einer fast 35-jährigen Langzeitbeobachtung der tariflichen Ausbildungsvergütungen dargestellt. Es werden die Vergütungsentwicklungen in West- und Ostdeutschland differenziert aufgezeigt und analysiert. Eingegangen wird aber auch auf die historische Entwicklung der Vergütungszahlungen, die derzeitigen rechtlichen Grundlagen sowie die Bedeutung der Ausbildungsvergütungen aus Sicht der Betriebe und der Auszubildenden. Aufgrund der demografischen Veränderungen droht in den nächsten Jahren für die betriebliche Berufsausbildung ein immer stärkerer Nachfragemangel. Bildungspolitische Überlegungen, wie die betriebliche Ausbildung attraktiver gestaltet werden könnte, werden daher möglicherweise die Aufmerksamkeit bald wieder viel stärker auf die Ausbildungsvergütungen lenken, als dies zurzeit der Fall ist.