Gegenwart in Latenz
Verfahren und Figurationen von Präsenz in der Zeitdiagnostik des Vormärz (1830–1848)
Giuseppina Cimmino
Giuseppina Cimmino untersucht die Literatur- und Zeitkritik des Vormärz, die die Gegenwart zu ihrem Gegenstand macht und somit durch eine zeitdiagnostische Haltung gekennzeichnet ist. Die Kategorie der ›Latenz‹ bildet die Ermöglichungsbedingung für die besagte Tendenz zur Zeitdiagnostik. Zugleich erlaubt sie, wiederkehrende argumentative Muster und Schreibverfahren im ›Gegenwartsdiskurs‹ zu erkennen. Literatur- und zeitkritische Beiträge von Ludolf Wienbarg, Robert Prutz, Karl Gutzkow und anderen werden mithin drei Schreibverfahren (Historisierung, Bildgebung, Prognostik) zugeordnet, die die grundlegende Latenzfrage jeweils anders integrieren und verhandeln. Die beschriebenen Schreibverfahren ermöglichen darüber hinaus Verweise auf die wissensgeschichtliche Situation (Protosoziologie, Literaturgeschichte, Philosophie).
The study analyses literary criticism in Vormärz. The examined works provide a critical view of contemporary literature as well as a diagnosis of the present time. The study uses the category of latency in order to describe recurring structures in the discourse of the present time in the Vormärz. On the basis of this category three narratives can be identified to classify works of Vormärz writers, such as Ludolf Wienbarg, Robert Prutz, Karl Gutzkow. The analysis of the narratives allows reference to the situation of related disciplines (Sociology, History of Literature, Philosophy).