Leben in der Unschärfe
35 Rekonstruktionen
Hanfried Schüttler
Rekonstruktionen von, zum Teil persönlichen, Begegnungen des Autors mit Menschen, die aufgrund ihrer »Konturlosigkeit« in aller Regel ungesehen zurückbleiben. Die Auswahl folgt offensichtlich keinem System. Doch gerade in dieser Zufälligkeit erscheinen die – in ihrer unverwechselbaren Einmaligkeit – ins Licht Gesetzten als typische Vertreter einer Gesellschaft, die, gleichsam wie nebenbei, mit beleuchtet wird. Der anteilnehmend-sachliche Blick des Autors ist nie voyeuristisch; er macht sichtbar, aber er führt nicht vor. Bei allen widersprüchlichen Gefühlen, die seine akribischen Beobachtungen auch auslösen, belässt er die Menschen in dem, was sie sind und wie sie daherkommen. Und er zieht überraschende Schlussfolgerungen, aber er liefert keine Erklärungen. Vielmehr tritt er hinter seine »Scharfgezogenen« zurück und öffnet einen Raum, in dem wir nicht nur »dem« Fremden begegnen können, sondern – in deren Erfassen – auch uns selbst.