Lebensanschauung.
Vier metaphysische Kapitel.
Georg Simmel
„Als er sich unheilbar krank fühlte, fragte er seinen Arzt: Wie lange habe ich noch zu leben? Er müsse es wissen, denn er habe noch sein wichtigstes Buch unter Dach und Fach zu bringen. Der Arzt sagte ihm die Wahrheit, und Simmel zog sich zurück und schrieb noch die ‚Lebensanschauung‘.“ (Michael Landmann, Bausteine zur Biographie. In: Buch des Dankes an Georg Simmel, hrsg. von Kurt Gassen und Michael Landmann, 2. Auflage, Duncker & Humblot Verlag Berlin 1993, S. 13.)
An der Grenze seines eigenen Lebens stehend, entwickelt Simmel in seiner letzten Schrift einen metaphysischen Lebensbegriff, in dem der existenzielle Gegensatz von Leben und Form, von Kontinuität und Individualität aufgehoben erscheint. Im ständigen Streben des Lebens nach mehr Leben und dem gleichzeitigen Hinausgreifen des Lebens über sich selbst, sieht er das Urphänomen des Lebens und die Versöhnung der ihm innewohnenden Widersprüche. Auf der Basis dieser doppelten Definition entfaltet Simmel Grundgedanken seiner Lebensphilosophie aus früheren Werken und stellt sie in einen neuen Zusammenhang.
Nach vielen Jahrzehnten liegt dieses wichtige Werk, dessen erste Auflage 1918, im Todesjahr Georg Simmels, im Verlag Duncker & Humblot erschien, nun wieder als Nachdruck vor.