Gespräche

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Die besten Interviews aus dem Süddeutsche Zeitung Magazin

»Mitte der Siebziger wurde es dann doch ein bisschen unerfreulich mit den Drogen. Im Supermarkt kam man wegen der vielen Lichter nicht mehr zurecht. Man konnte sich nicht mehr bewegen, weil man immer ein bisschen woanders war.«
Das sind drei Sätze aus einem Interview mit Jürgen Dollase aus Oberhausen, früher Bandmitglied bei der Artrock-Band Wallenstein und eifriger Drogenkonsument, heute Gastro- und Gourmetkritiker.
Und solche Sätze sind es, die Interviews zu einem Vergnügen machen. Der Interviewte hat etwas zu erzählen und der Interviewer bringt ihn dazu, ehrlich und spannend zu reden. Über sein Leben, über sein Wissen, über seine Leidenschaften, über seine Gefühle. Oft sind gute Gespräche biografisch. Manchmal sind sie auch theoretisch. Manchmal entsteht eine besondere Atmosphäre zwischen dem Fragenden und dem Antwortenden und heraus kommt ein witziges Gespräch. Oder ein Streitgespräch. Oder eine seelische Sitzung. Und manchmal hat man auch zwei Gesprächspartner, die zueinander in Beziehung stehen. Das können Brüder sein wie die Schauspieler Fritz und Elmar Wepper, die über ihre Kindheit im Nachkriegsdeutschland und ihr liebstes gemeinsames Hobby, das Fliegenfischen, sprechen. Das können aber auch zwei Männer sein wie Helmut Schmidt und Hanns-Eberhard Schleyer, der eine
war Kanzler, als die RAF den Vater des anderen entführt hatte. Der Kanzler entschied, den Forderungen der RAF nicht nachzugeben, was zum Tod von Hanns Martin Schleyer führte, Hanns-Eberhard Schleyers Vater. Das Gespräch der beiden ist ein bewegendes und historisches Dokument und die beiden Interviewer verstehen sich in einer solchen Situation vor allem als Moderatoren.
Zum Wesen des Interviews gehört, dass der Interviewte sich zwar wohl fühlt, aber nicht so wohl, als säße er da mit einem Freund. Es ist kein allzu vertrauliches Gespräch, aber es ist auch kein Verhör. Der Interviewer ist neugierig, hört zu und erzählt kaum etwas von sich. Stattdessen gibt er dem anderen Raum, über sich nachzudenken und zu sprechen. Der Interviewer – und darin besteht die vielleicht größte Herausforderung – muss allerdings auch Fragen stellen, die unangenehm sind. Die manchmal sogar wehtun. Fragen nach dem Alter, dem Tod, Verlust, Schmerz, Liebe. Er muss hartnäckig bleiben, wenn er merkt, dass der Interviewte ihm entwischt. Und er muss die Grenze spüren, die er nicht überschreiten darf, um dem anderen keinen Schaden zuzufügen. Und der Andere hat auch ein Anliegen, darum gibt er überhaupt ein Interview. Das Anliegen kann sein, sich mitzuteilen. Sich zu helfen. Anderen zu helfen. Die Welt zu verändern. Vielleicht sogar die Welt zu retten.
Viel Vergnügen beim Lesen.

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