Lehrbuch der Psychiatrie
E. Bleuler, M. Bleuler, K. Ernst, R. Hess, W. Mende, H. Reisner, S. Scheidegger
23 forderung, Brot zu geben}. Später tritt die Neigung auf zu fragen und andere zu kritisieren. Erst langsam wird die Sprache zur Information und zum Gedankenaus tausch gebraucht. Noch im Alter des Schuleintritts sind etwa die Hälfte der spon tanen Aussagen eines Kindes ganz egozentrisch und dienen nicht dem Dialog. Nach der Bildung der ersten Begriffe entwickelt sich ein reiches Phantasieleben, die Märchen bekommen große Bedeutung und im Spiele leben sich symbolisch phantastische Vorstellungen aus. Mit dem ersten Gestaltwandel etwa im 6. Lebensjahr ist das Kind reifer für konkretes und logisches Denken. Es setzt sich als eigene Person der Umwelt gegen über ab und fühlt sich nicht mehr wie früher einfach als Teil derselben. Die bild haft-phantastischen Vorstellungen treten in den Hintergrund und an deren Stelle sammelt das Kind genaue Beobachtungen von Einzelheiten und sucht einfache Zusammenhänge. Langsam überwindet es die kleinkindliche Egozentrizität. Im Pubertätsalter beschleunigt sich die Entwicklung zum abstrakteren Den ken, zu übersehen, das Wesentliche hervorzuheben.