Lenz Hochsicherheit
Erzählung
Reimer Boy Eilers
Georg Lenz, Anfang dreißig, steht vor den Trümmern seines studentischen Lebens. Die langjährige Liebesbeziehung ist gescheitert. Die Partei, in der Lenz eine politische Heimat gefunden hatte, gibt es nicht mehr. Schicksalshaft für Lenz, haben die Kader die Selbstauflösung beschlossen. Und die Chancen, nach dem Examen den erwünschten Lehrerberuf zu ergreifen, sind gleich Null. Der heimatlose Linke leidet unter seiner Passivität und sucht nach einer neuen Perspektive. In seiner Isolation bekämpft er Angstgefühle und Beklemmungen mit Schuldzuweisungen an die kapitalistische Gesellschaft. Auch seine private Umwelt fordert er auf, sich Rechenschaft über das Sein und Haben zu geben.
Zum Wendepunkt wird für Lenz der Überfall von staatlichen Sicherheitskräften auf den mutmaßlichen Terroristen. Ein Trauma, das er mit Gegenwehr überwinden will. In Lenz reift die Idee der individuellen Guerilla, der „Solidarität der Tat“. Hierin sieht er den Ausgangspunkt für eine neue Bewegung. Dabei beruft er sich auf Fragmente der RAF, vor allem aber auf den Fokismus, die Theorie der Brandherde, als ideologisches Rüstzeug der südamerikanischen Stadtguerilla. Für den Menschen Lenz ist es zugleich der Fluchtpunkt, um auf die Höhe der Zeit zurückzukehren.
Den Sicherheitskräften des Systems stellt Georg Lenz sein „Räum-Kommando“ entgegen. RAEUM steht für die Radikale Aktion zur Erziehung unabhängiger Menschen. Die Erzählung spielt in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts.