Leon Battista Alberti, „Della tranquillità dell’animo“
Eine Interpretation auf dem Hintergrund der antiken Quellen
Matthias Schöndube
Leon Battista Alberti verfasst seinen moralphilosophischen Dialog Della tranquillità dell’animo zum Selbsttrost, aber auch als therapeutisches Angebot, aus dem ein jeder die für ihn hilfreiche Lehre ziehen kann. Im Verlauf des Dialogs werden die zentralen Begriffe der stoischen Philosophie diskutiert. Den Hintergrund bilden Senecas Traktat De tranquillitate animi, dessen Trostschriften und die Epistulae morales ad Lucilium. Im Aufbau und in der gedanklichen Abfolge – Diagnose, Therapie, praktische Ratschläge – lehnt sich der Dialog an Senecas De ira an. Die Konzeption des Dialogs orientiert sich an Ciceros Dialogen. Zahlreiche Topoi aus der antiken Konsolationsliteratur werden adaptiert. Der Dialog zeichnet sich durch eine enorme Fülle von antiken Zitaten aus, die je nach Bedarf wörtlich zitiert, übersetzt, reduziert, erweitert oder abgewandelt werden. Die antiken Autoren werden als die unumstößlichen Autoritäten angesehen, deren Worte Wahrheitscharakter haben. Exempla veranschaulichen plastisch Albertis Gedanken. Zudem ist es Alberti daran gelegen, seine umfassende, enzyklopädische Bildung zu dokumentieren und sich selbstbewusst mit den antiken Vorbildern auf eine Stufe zu stellen und mit ihnen in Konkurrenz zu treten.