Lerntätigkeit – Lernen aus kultur-historischer Perspektive
Ein Beitrag zur Entwicklung einer neuen Lernkultur im Unterricht
Hartmut Giest, Joachim Lompscher
Die Grundzüge der kultur-historischen Theorie wurden vor fast 100 Jahren vor allem durch L.S. Vygotskij formuliert, dennoch sind der Tätigkeitsansatz und seine Konkretisierung auf die Theorie der Lerntätigkeit noch jung. Es ist das Verdienst von D.B. El““konin, V.V. Davydov, J. Lompscher und ihrer Schüler, hier Pionierarbeit geleistet zu haben, wobei eine systematische Darstellung der Theorie der Lerntätigkeit auf der Grundlage der kultur-historischen Theorie und des Tätigkeitsansatzes bislang fehlte.
Dieses Defizit zu bearbeiten, ist Anliegen des vorliegenden Bandes. Dabei wird insbesondere gezeigt, wie durch die Anwendung der kultur-historischen Theorie und des Tätigkeitsansatzes auf das Problem des menschlichen Lernens ein Beitrag geleistet werden kann, eine neue Lernkultur (nicht nur) im Unterricht zu entwickeln und zu entfalten.
Ausgehend von einer knappen Beantwortung der Fragen nach dem Wesen der kultur- historischen Theorie und der Konzeption der Tätigkeit werden der Zusammenhang von Tätigkeit und Persönlichkeitsentwicklung thematisiert und das Problem menschlichen Lernens und der Lerntätigkeit erläutert. Anschließend rückt das Verhältnis von Lernen und Lehren, vor allem im Zusammenhang mit Schule und Unterricht, in den Mittelpunkt der Analyse: Lehren wird in seiner Funktion als Entwicklungsförderung diskutiert und dargestellt, was es aus Sicht der Theorie der Lerntätigkeit bedeutet, das Lernen zu lernen, Lerntätigkeit im Unterricht auszubilden. Die letzten drei Kapitel versuchen vor allem aktuelle Themen und Problemstellungen wie das Verhältnis von Konstruktivismus und Tätigkeitsansatz in der Pädagogik, die didaktische Analyse und Unterrichtsplanung sowie das Verhältnis von neuer Lernkultur und Neuen Medien aufzugreifen, um Zukunftsperspektiven der Theorieentwicklung deutlich zu machen.