Lesenlernen im schulischen Chinesischunterricht
Prozesse und Strategien deutscher Schülerinnen und Schüler
Lan Diao
In ihrer Dissertation „Lesenlernen im schulischen Chinesischunterricht: Prozesse und Strategien deutscher Schülerinnen und Schüler“ erforscht Lan Diao empirisch erstmalig das Lesen von deutschen Schülerinnen und Schülern in der chinesischen Sprache. Das einzigartige Schriftsystem der chinesischen Sprache bereitet europäischen Lernenden beim Lesen oft große Schwierigkeiten, aber das Chinesischlesen teilt mehr Gemeinsamkeiten mit dem Lesen in alphabetisch verschrifteten Sprachen als allgemein angenommen: Während die Schriftzeichenerkennung eine eigene Verarbeitungsebene beim Chinesischlesen bildet und sprachspezifische Aspekte aufweist, verläuft der Leseprozess in der chinesischen Sprache auf höheren Verarbeitungsebenen in derselben Weise wie bei alphabetisch verschrifteten Sprachen.
In diesem Buch wird zunächst die theoretische Grundlage über das Lesen alphabetisch verschrifteter Sprachen und im Chinesischen dargestellt, wobei sowohl auf die Gemeinsamkeiten im Leseprozess als auch auf die sprachspezifischen Aspekte des Chinesischlesens hingewiesen wird. Durch Befragung, verbal reports und lautes Denken erhobene empirische Daten werden im Anschluss die Leseprozesse und -strategien der lesenden Schülerinnen und Schüler genauer beschrieben und analysiert. Insbesondere die Laut-Denk-Protokolle, die beim Lesen zweier chinesischer Texte von Schülerinnen und Schülern der Mittel- und Oberstufe an zwei deutschen Gymnasien erstellt worden sind, erlauben tiefe Einblicke in die „Gedankenwelt“ der Lernenden und die Abläufe im Leseprozess. Trotz des explorativen Charakters der Studie können wichtige Schlussfolgerungen für das Lesenlernen im Chinesischunterricht gezogen werden.