Lexematische und polylexematische Einheiten des Deutschen
Günter Schmale
Es genügt, Monolexeme wie „Großmaul“ oder „Arschkriecher“ und polylexematische Einheiten wie „ein großes Maul haben“ oder „jmdm. in den Arsch kriechen“ zu vergleichen, um sich die Affinität von Einzellexemen und aus diesen bestehenden polylexikalen phraseologischen oder präformierten Ausdrücken vor Augen zu führen. Wörter und phraseologisch-vorgeformte Ausdrücke werden in der Tat nach ähnlichen Verfahren gebildet: so wie Komposition und Derivation auf bestimmte Muster zurückgreifen, so existieren auch trotz gelegentlicher morphosyntaktischer Unregelmäßigkeiten für die weitaus größte Zahl präformierter Konstruktionseinheiten regelmäßige Muster. Um die Beschreibung derartiger Verfahren an der Schnittstelle von Formation und Präformation aus unterschiedlichen Perspektiven geht es in diesem Band. Grundlagentheoretische Beiträge zu Mustern und ihrer Variation, zur Idiomspeicherung und -verarbeitung und zur Reflexion über eine Neudefinition präformierter Einheiten finden sich Seite an Seite mit Aufsätzen zu Redewendungen und Idiomen aus historischer und translatorischer Perspektive. Schwerpunkte bilden drei korpusbasierte Aufsätze zu Präpositionalkonstruktionen und Funktionsverbgefügen sowie vier anwendungsbezogene Analysen unterschiedlicher Text- und Diskurstypen (Absageschreiben, Wortspiele, linguistischer Epikurismus, Lexik der politischen Korrektheit).