Libanon: Eine defekte Demokratie?
20 Jahre Neuordnung im Machtgeflecht von Gruppen- und Staateninteressen
Kilian Zeitz
Libanon ist die Heimat einer einzigartigen arabischen Demokratie. Ihre Wurzeln reichen weit hinter den 15-jährigen verheerenden Bürgerkrieg zurück. Auch rund zwei Jahrzehnte nach Kriegsende hat der multireligiöse Kleinstaat noch nicht zu stabilen demokratischen Strukturen zurückgefunden. Eine komplexe Gemengelage innerer, regionaler und überregionaler Interessen und Akteure verhindert eine ungestörte Konsolidierung. Die Zedernrevolution, eine Serie politischer Morde, der Sommerkrieg 2006 und die jüngste Gefahr eines erneuten Bürgerkriegs, die nur durch das regional forcierte Abkommen von Doha 2008 vorerst gebannt werden konnte, sind relevante Wegpunkte. All dies hat nachhaltige Wunden hinterlassen, die dem Libanon nur bedingt Chancen auf eine lineare und „defektfreie“ Demokratisierung boten. Kilian Zeitz wirbt mit seiner Analyse des demokratischen Systems um Verständnis für die Libanesen auf ihrem steinigen Weg zu dauerhaftem Frieden. Seine Prognosen auf der Grundlage aktueller Quellen sind einerseits ein Aufruf zu erhöhter Wachsamkeit, bieten aber für die Zukunft auch optimistisch stimmende Ausblicke.