Libertärer Existenzialismus
Zur Aktualität der Theorie von Hannah Arendt
Paolo Flores D'Arcais, Ulrich Hausmann
Flores d’Arcais definiert Hannah Arendts politische Theorie als »libertären Existentialismus«. Obgleich Arendt gegen den Marxismus polemisiert, ist ihre Position gegenüber der modernen Gesellschaft nicht weniger kritisch. Die Aushöhlung des Politischen, die Degeneration der Politik zur Profession und die Vermischung von Öffentlichem und Privatem führen ihrer Meinung nach zu einem bedrohlichen Verlust an Individualität.
Zentral für die Überlegungen von Flores d’Arcais ist die Idee, dass sich der authentischste Konflikt der modernen westlichen Gesellschaften ganz innerhalb der Werte der liberalen Demokratie abspielt und nicht etwa auf ihre -utopische oder revolutionäre – Überwindung zielt. Damit ist aber keineswegs gesagt, dass dieser Konflikt deshalb weniger radikal wäre. Flores d’Arcais entlarvt den Euphemismus, der in der Formulierung »Transformation« der Demokratie steckt. Dieser verstellt nämlich den Blick für die Reduktion der Politik auf ein Ritual, in dem das Schachern um Positionen Vorrang vor dem Handeln hat.