Literatur und Medizin
Frank Nager, Peter Schulz, Peter Stulz
Gesundheit, Krankheit, Leiden, Heilung und Tod sind die ‚grossen Szenen‘ der Conditio humana. Zeugen dieser Phänomene sind die Ärzte – aber auch Schriftstellerinnen und Dichter. Literarische Schilderungen spiegeln die menschliche Wirklichkeit wider und deuten sie symbolisch. Zwischen Literatur und Medizin bestehen mannigfache Interaktionen. Dichtung kann auf die Heilkunde einwirken. Durch die Auseinandersetzung mit Literatur gewinnt der Leser Anregungen für seine eigene Auffassung der Szenen des menschlichen Lebens. Hier findet er auch Konzepte der Behandlung und einer heilsamen Beziehung zwischen Arzt und Patient. Durch Lektüre lernen Ärztinnen und Ärzte das Hinhören. Hier liegt die Essenz eines fruchtbaren Arzt-Patienten-Verhältnisses. Der Mediziner vermag durch geeignete Literatur die menschliche und kommunikative Kompetenz seines Arztseins zu fördern. Lesen und Geschichtenerzählen können eine heilende Wirkung entfalten. Drei Themenkomplexe werden behandelt: Der erste Teil ist Goethe und Thomas Mann gewidmet. Die Beziehung dieser Dichter zur Medizin ist intensiv, ihre Verflochtenheit mit Krankheit und Heilung mannigfaltig, ihr Nachdenken über Gesundheit, Krankheit, Leiden und Tod tiefgründig, ihr Verhältnis zu den Ärzten – bei aller Ambivalenz – meist vertrauensvoll. Die Poesie- und Bibliotherapie bildet das zweite Hauptthema. In einer seiner letzten Schriften bezeichnet der krebskranke Dichter W. M. Diggelmann das Geschichtenerzählen und Lesen als ‚Waffe gegen die Krankheit‘. Um ‚Dichterärzte‘ geht es im dritten Teil. Als markanter Repräsentant der zahlreichen Dichterärzte der Weltliteratur kommt Gottfried Benn zur Sprache und Schweizer Schriftstellerärzte melden sich mit Lesungen aus eigenen Werken