Loyalitäten in der Tschechoslowakischen Republik 1918-1938
Politische, nationale und kulturelle Zugehörigkeiten
Martin Schulze Wessel
Die Frage, wie loyal Bürger unterschiedlicher nationaler und konfessioneller Herkunft oder politisch-sozialer Zugehörigkeit gegenüber ihrem Staat waren, hat sich in besonderem Maße für die Länder Ostmitteleuropas zwischen den beiden Weltkriegen gestellt. Staatsbürgerliche Bindungen wurden in diesen Ländern nicht allein durch den Wechsel von Staatsformen und nationaler Staatsfundierung erschwert, sondern vor allem durch die Vielfalt religiöser und nationaler Bezüge. Der Begriff „Loyalität“ findet sich vielfach in den zeitgenössischen Quellen. In der Geschichtswissenschaft ist dagegen „Loyalität“ als Terminus technicus der Quellen bisher nicht systematisch aufgearbeitet worden. Der Sammelband untersucht am Beispiel der Ersten Tschechoslowakischen Republik die sich wandelnden Loyalitätsbezüge unterschiedlicher sozialer und nationaler Gruppen in einer pluralistischen Demokratie. Betrachtet wird unter diesem Fokus unter anderem das Verhältnis der jüdischen Bevölkerung, der Slowaken, der Kommunistischen Partei, deutscher Soldaten, tschechischer Legionäre oder der deutschen Wirtschaftsorganisationen zum tschechoslowakischen Staat in den Jahren 1918 bis 1938.