Männliche Schulverweigerer
Eine bildungstheoretische Längsschnittstudie
Sonja Herzog
Im Kontext einer kritischen Erziehungswissenschaft verhandelt Sonja Herzog den Begriff der Bildung entlang des identifizierenden (stigmatisierenden) Diskurs um Schulverweigerung. Es werden die Bruchstellen eines von Schulleistungsvergleichsstudien dominierten Bildungsverständnisses in den Blick genommen, in dessen Kontext schulverweigernde Jugendliche sich oftmals Defizitzuschreibungen ausgesetzt sehen. Dementgegen möchte die Autorin die Frage nach Bildung empirisch derart bearbeiten, dass eine höhere Sensibilität für das Individuum und dessen Ressourcen ermöglicht wird. Hierfür sind männliche Schulverweigerer aus dem bundesweiten Projekt „Schulverweigerung. Die 2. Chance“ und ihre Betreuer in einer Längsschnittstudie interviewt worden. Sonja Herzog betrachtet im Rahmen der bildungstheoretischen Biographieforschung und im Sinne einer kritisch-reflexiven Institutionen- bzw. Gesellschaftsperspektive die Selbst- und Weltreferenzen von Schulverweigerern. In dieser Studie wurde deutlich, dass die Schulverweigerer entweder Bildungsprozesse durchlaufen haben oder Bildungspotentiale besitzen, wenn das Datenmaterial anhand von klassischen, biographischen Bildungstheorien als „sensibilisierende Konzepte“ (Kelle/Kluge 2010) interpretiert wird.