Magie und Metapher bei Clemens J. Setz
Poetologie seiner Romane aus kognitionsästhetischer Perspektive
Gesa Steinbrink
Das Werk des österreichischen Schriftstellers Clemens J. Setz stellt einen vor Herausforderungen: In der literarischen Öffentlichkeit gelten seine Texte trotz zahlreicher Belobigungen als rätselhaft, irritierend oder sperrig. Einfache oder zumindest eindeutige Erklärungen für die darin geschilderten, oft unwirklich oder sogar magisch erscheinenden Ereignisse gibt es größtenteils nicht, was im eigentümlichen Kontrast zu den ebenso großräumig wie detailreich geschilderten, nicht selten idiosynkratischen Wahrnehmungen und Reflexionen der Figuren steht. Eingebunden in eine reichhaltige Verweisstruktur auf verschiedenen Ebenen, die sich insbesondere in einer Vielzahl von Metaphern niederschlägt, müssen sich Leser:innen im Bemühen um eine kohärente Erzählung immer wieder mit Erkenntnislücken und komplexen Assoziationen, Verunsicherungen von Realitätskonventionen und semantischen Ambivalenzen befassen. Damit ist, so die These des Bandes, ein poetologisch auszuwertendes Verfahren indiziert: Magische Vorstellungen werden im Verbund mit metaphorischen Konzeptionen in Setz’ Romanen literarisch verarbeitet und nehmen in ihrem gemeinsamen Auftreten eine bedeutsame ästhetische und epistemische Funktion ein. Die ihnen zugrundeliegenden kognitiven Prozesse stehen dabei in elementarer Verwandtschaft, denn ihr gemeinsamer Wahrnehmungs- und Darstellungsmodus beruht auf analogischer Beziehungshaftigkeit, die sinnstiftend und in ihrer Wirkung besonders nachhaltig ist. Nach einem einführenden Teil in das noch kaum erforschte Werk von Clemens J. Setz entwickelt der Band zunächst eine eigenständige kognitionsästhetische Theorie zu Magie und Metapher unter Rückgriff auf verschiedene interdisziplinäre Ansätze, die dann im Rahmen einer detaillierten Analyse des Textkorpus geprüft und schließlich in kritischer Diskussion der Ergebnisse begründet wird.