Mama brennt!
Bichlmeier Deborah
Nach der Geburt in Frankfurt am Main 1970, wurde die kleine Fati – wie die iranische Familie die Autorin als Kind rief – sogleich nach Teheran überführt, wo sie mit ihrer älteren Schwester Peggy erst bei den Eltern, dann beim Stiefvater aufwuchs. Niemand kümmerte sich ernsthaft um die Kinder, und doch waren es vielleicht ihre glücklichsten Jahre – mit magischen Sonnenaufgängen am Rande der Wüste, aber auch Abenteuern mir Wölfen.
Bald wurden erst Peggy, dann auch Deborah beim Herannahen der Islamischen Revolution Knall auf Fall zur deutschen Familie nach München in Sicherheit gebracht und dort zwangsassimiliert. Deborahs Stiefvater war ein gebrochener Mann, verfiel der Depression, dem Suff und der häuslichen Gewalt. Nur der feste Glaube an Allah oder Gott half dem Mädchen, den Mut nie zu verlieren, egal wie schwer die Umstände waren oder welchen Terror ihre Familie erdulden musste.
Dennoch wurde die Überperfektionistin von mitleidloser Härte sich selbst gegenüber – eine typische Überlebende also – als Erwachsene von Panikattacken und Depressionen heimgesucht und erlitt schließlich mit Anfang 40 ein Burnout. Nur vor diesem lebensgeschichtlichen Hintergrund ist ihr nach der Genesung 2017 begonnenes Blog ‹Mama brennt!› zu verstehen, dessen Quintessenz den Hauptteil des Buchs ausmacht. Mütter, ibs. alleinerziehende Mütter, erfahren mehr über unmenschliche und unsinnige Sozial- und Geschlechterrollen, aber auch über seelische Gesundheit und Spiritualität.
Die kurzen Stücke sind keine wissenschaftlichen Abhandlungen, sondern leicht verständlich und mit Alltagsbeispielen gespickt. Mit den Jahren tritt immer die mangelnde Nachhaltigkeit unseres Zivilisationsmodells in den Vordergrund der Betrachtung, unter der die Autorin förmlich leidet, immer mehr auch körperlich.