Marius oder die nackte Telefongabel
Christoph Brzustowski
„Herr Merzig, haben Sie Präsident Kennedy erschossen?“ Marius, der mit jeder Frage, nur nicht mit dieser, gerechnet hatte, war sekundenlang sprachlos. Für Mühlheim-Kehrlich war das ein Indiz seiner Schuld. Er notierte „wahrscheinlich Präsident abgeknallt“ auf seinem Notizblock. „Herr Merzig“, sagte Krentz, der die erste Frage nur der Form halber gestellt hatte, wusste er doch, dass es da gewisse Divergenzen gab, was Zeitpunkt der Tat und das Alter des Verdächtigen anbelangte. „Geben Sie zu, einen hochrangigen Angestellten des Klinikums posthum ermordet zu haben?“ „So geht das gar nicht“, sagte Marius nach einer Schrecksekunde. „Als nächstes werfen Sie mir vor, Mahatma Gandhi ermordet, oder den zweiten Weltkrieg vom Zaun gebrochen zu haben!“ Mühlheim-Kehrlich notierte „Nach Mahatma Ganndie fragen“ und „Zweiter Weltkrieg“ auf seinem Block, außerdem würde er seine Kollegen bitten, nach abgebrochenen Zäunen Ausschau zu halten.
Eine dreiköpfige Hydra Namens Adiadiadi, ein Höllenhund, pazifische Königreiche, gigantische Bodybuilder, tiefgefrorene Haushälterinnen, telefonierende Hunde, leitersteigende Lachmuskeln, Frank Elstner, Bohrmaschinen, Dosen, Dachdecker, international relevante Erbkrankheiten, unerschwingliche Flugzeugträger, schwitzende Telefongabeln, vergiftete Schweinerippchen und nicht zuletzt ein Freund, der mittels eines ukrainischen Radioteleskops mit Außerirdischen telefonieren kann.
Ein tragischer Held und die ’normative Kraft des Praktischen‘.