Maschinenfabrik, Eisengießerei und Brückenbauanstalt Joh. Wilh. Spaeth. Struktur und Strategie eines Nürnberger Familienunternehmens.
Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte, Band 69
Pascal Metzger
Zum ersten Mal öffnet das Firmen- und Familienarchiv mit Tausenden von Briefen, Akten und Plänen den Blick auf die 150-jährige Geschichte der ersten Maschinenbauanstalt Bayerns. Auf der Walz hatte sich der Müller Johann Wilhelm Späth technisches Wissen erworben und wurde schließlich zu einem der vielseitigsten bayerischen Industriepioniere. Als erster im Lande baute der Autodidakt vollautomatische Kunstmühlen und entwickelte Spezialmaschinen für zahlreiche Gewerbe, in denen die Mechanisierung einsetzte. Das technische Großprojekt des Ludwig-Donau-Main-Kanals forderte seinen Erfindergeist heraus. Im Jahr 1835 stand er an der Wiege des Eisenbahnbaus in Deutschland: Die Lokomotive „Adler“ wurde bei ihm am Dutzendteich montiert, und bald gab es keine Strecke in Bayern, an der seine Firma nicht beteiligt war.
Die Nachkommen Späths führten die „Maschinenfabrik, Eisengießerei und Brückenbauanstalt“ in Nürnberg über vier Generationen lang nach den Prinzipien: keine Massenproduktion, kein Fremdkapital. Für Familienbetriebe typische Krisen wie Erbauseinandersetzungen und Abfindungszahlungen, selbst die wirtschaftlichen Verwerfungen des Ersten Weltkriegs konnten bewältigt werden, nicht aber die Krise, die durch die Nachbarschaft zum Reichsparteitagsgelände und die daraus resultierenden Konflikte mit den neuen Machthabern entstand. Sie hatte Auswirkungen weit über das Ende des Zweiten Weltkriegs hinaus. Das Wirtschaftswunder ging an dem zerbombten Traditionsunternehmen vorbei, dessen historische Gebäude schließlich Plattenbauten und einer Straßenerweiterung weichen mussten. Als Zeugnisse aus der Schaffenszeit des Firmengründers haben die malerischen Kräne am alten Kanal von Bamberg bis Kelheim überlebt.