Massenkommunikation VIII
Eine Langzeitstudie zur Mediennutzung und Medienbewertung 1964 - 2010
Helmut Reitze, Christa-Maria Ridder
Ein Dauerthema in der Debatte über den Medienwandel ist die Frage, ob das Internet die klassischen Medien Fernsehen, Radio oder Tageszeitung ergänzt oder ob es sie langfristig verdrängen wird. Durch seine Multifunktionalität unterscheidet sich das Internet grundlegend von den klassischen Medien: Es kann Inhalte anderer Medien transportieren und ermöglicht gleichzeitig neue nichtmediale Anwendungen. Diese Eigenschaft macht das Internet zum „Freund und Feind“ anderer Medien zugleich, indem es einerseits um die begrenzte Zeit der Nutzer konkurriert, andererseits aber die Rezeptionschancen für klassische Medieninhalte erhöhen kann.
Fragen zum zukünftigen Medienwandel lassen sich nur mit fundierten Erkenntnissen über die Mediennutzungsgewohnheiten der Menschen und ihre Einstellungen zu den Medien beantworten. Die ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation liefert solche Erkenntnisse. Sie bildet die Mediennutzung und Medienbewertung im intermedialen Vergleich seit 1964 ab. Ermittelt werden die Bindung an die Medien, ihre Reichweiten und Nutzungsdauern am Stichtag und im Kontext anderer Tätigkeiten, die Funktionen der Medien – auch in der Konkurrenz der beiden Rundfunksysteme und im Kohortenvergleich –, ferner die Einschätzungen der Menschen über die zukünftige Entwicklung der Mediennutzung. Die Studie wurde im Frühjahr 2010 zum zehnten Mal durchgeführt.
Seit der Welle 2000 ist das Internet in die Erhebung einbezogen, wird sein Einfluss auf die anderen Medien untersucht. Die jüngste Welle 2010 ermöglicht erstmals, Plattform- und Medienfunktion des Internets differenziert zu betrachten und die Nutzung von klassischen Medieninhalten über das Internet den ursprünglichen Plattformen Fernsehen, Hörfunk und Tageszeitung zuzuordnen. Sie liefert damit auch einen wichtigen Beitrag zur Situation des Wettbewerbs im Internet.
Der vorliegende Band dokumentiert die Befunde der Welle 2010 und analysiert langfristige Entwicklungstrends. Er knüpft damit an die Ergebnisdarstellungen zu den früheren Wellen an, die – mit Ausnahme der ersten Publikation – in der Schriftenreihe Media Perspektiven erschienen sind.