Material und Begriff
Arbeitsverfahren und theoretische Beziehungen Walter Benjamins
Konstantin Baehrens, Jan Loheit, Nicos Tzanakis-Papadakis, Frank Voigt
Die Rezeption von Walter Benjamins Arbeiten ist von einer Paradoxie durchzogen: Obwohl Konsens darüber besteht, dass er seine Begriffe in ›enger Fühlung‹ mit dem jeweiligen Material entwickelt, werden seine Schriften häufig ohne ein eigenständiges Studium seiner Quellen gelesen, losgelöst vom jeweiligen Problem- und Debattenzusammenhang. Das verstärkt den Eindruck einer Esoterik seiner Texte und kann zu der Annahme verleiten, Benjamin entnehme Motive willkürlich aus seinem Material- und Quellenstudium und nutze sie als Vehikel eines an sich schwer in eine Tradition einzuordnenden Denkens.
Die Autorinnen und Autoren des vorliegenden Bandes legen das Gewicht auf Benjamins Material, sei es Literatur, Theater, Metaphysik, Rechts- und Moralphilosophie, Zeitschriftenprojekte, soziale Bewegungen oder Stadtarchitektur. Anhand von Texten unterschiedlicher Werkphasen untersuchen sie das Verhältnis von Material und Begriff aus beiden Blickrichtungen. Dieses Vorgehen ermöglicht es, auch Licht auf theoretische Beziehungen und Arbeitszusammenhänge zu werfen, die bisher eher unbeachtet blieben.