Mein Bruder Othmar (Otti) Bartfeld
Als jüdischer Junge 1941 mit seiner Familie aus Czernowitz vom sowjetischen NKWD nach Sibirien deportiert und in Tomsk für immer verblieben. 1931–2016
Othmar Bartfeld, Margit Bartfeld-Feller, Erhard Roy Wiehn
Othmar (Otti) Bartfeld bin ich nie persönlich begegnet, und doch war er mir durch seine Schwester nahe, insbesondere aber auch dadurch, dass er sich bald mit seinen eigenen Geschichten an Margit Bartfeld-Fellers Büchern beteiligte.
Mir schien es schier unglaublich, wie ihm seine schöne Czernowitzer deutsche Muttersprache bis zuletzt perfekt erhalten geblieben war, obwohl es im sibirischen Tomsk schon lange niemanden mehr gab, mit dem er hätte Deutsch sprechen können, was eben jahrelang nur noch durch die Telefonate mit Margit in Tel Aviv möglich war. Da ich seit vielen Jahren am Erev Schabbat (Freitagabend) mit Margit telefoniere, überbrachte sie mir oft Ottis Grüße, mit dem sie kurz zuvor gesprochen hatte. Und natürlich war er mächtig stolz auf seine Schwester und ihre Bücher.
Margit Bartfeld-Feller hatte Anfang Februar 1996 brieflichen Kontakt mit mir aufgenommen, nachdem sie Ende 1990 mit ihrer Mutter Cilly und der Familie ihrer Tochter Anita von Tomsk nach Tel Aviv übergesiedelt war. Dort sind wir uns dann erstmals am 2. April 1996 begegnet (am Vormittag von Erev Pessach), noch 1996 erschien ihr erstes Bändchen Dennoch Mensch geblieben in meiner Edition Schoáh & Judaica (Hartung-Gorre Verlag, Konstanz), bis 2015 folgten weitere 11 Buch-Publikationen: Mein Bruder Othmar (Otti) Bartfeld ist Nummer 13.
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In Erinnerung an Othmar (Otti) Bartfeld und sein eigentümliches Schicksal haben Margit Bartfeld-Feller, ihre Tochter Anita und ich diese Schrift zusammengestellt: Sie enthält I. Ottis neun eigene Geschichten, II. Otti in 24 Auszügen aus Margit Bartfeld-Fellers Geschichten, die wir aus ihren Schriften zusammengetragen haben, sowie III. eine 52-seitige Fotodokumentation.
(Erhard Roy Wiehn)