›Mensch und Kunstfigur‹
Oskar Schlemmers intermediale Programmatik
Friederike Zimmermann
Der Stuttgarter Künstler Oskar Schlemmer schuf mit seinem Triadischen Ballett (UA 1922) ein ungemein vielschichtiges Werk, das wie auch die Bauhaustreppe (1932) heute zu den bekanntesten Schöpfungen der klassischen Moderne zählt.
Abseits der breiten Kunststraße, die Schlemmer bereits als jene Sackgasse deutete, in welcher sich die heutige Kunst zu verfangen scheint, verfolgte er unbeirrt die Gegenrichtung eines zeitlos-allgemeingültigen ‚großen Stils‘, wie er nur aus der geglückten Verbindung von Tradition und Neuerung hervorgehen kann. Anhand des Triadischen Balletts entwickelte er ein dreistufiges Gestaltungsprinzip, welches fortan für alle seine Werke bestimmend bleiben sollte.
Die vorliegende Studie bietet erstmals einen zusammenhängenden Überblick über Schlemmers Gesamtschaffen. Sie konzentriert sich nicht wie bislang üblich vorrangig auf die Kunstgeschichte oder die Theaterwissenschaft, sondern verknüpft beide Forschungsbereiche und bezieht ebenso musikwissenschaftliche Analysen ein wie auch literaturgeschichtliche Aspekte. Diese neue, umfassende Sichtweise belegt, daß Schlemmer als ein weit über die zeitgenössische Kunstrevolution hinausragender Stilreformer betrachtet werden muß, dessen Programmatik gerade für das gegenwärtige Kunstgeschehen wieder große Aktualität erlangt hat.