Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung – Unterstützungs- und Schutzmöglichkeiten und die Rolle der Frauen aus europäischen Drittstaaten
Eine Analyse vor dem und während des Strafverfahrens
Sina Klaffer
Die Biografien von Frauen aus europäischen Drittstaaten, die von sexueller Ausbeutung in
Deutschland betroffen sind, beinhalten viele vergangene sowie gegenwärtige negative
Erfahrungen. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Zeit nach der Befreiung aus dem Menschenhandelsverhältnis. Hier steht in den meisten Fällen die Frage im Vordergrund, ob eine Rückkehr ins Heimatland oder der Verbleib in Deutschland für die Strafverfolgung die zukünftige Biografie weiter beeinflussen wird. Das Ziel der Arbeit ist herauszustellen, ob in diesem Zeitraum den Bedürfnissen der Frauen entsprechend vorgegangen wird. Weiter wird geklärt, wie sich der persönliche, rechtliche und institutionelle Weg nach der sexuellen Ausbeutung gestaltet und welche Hilfs- sowie Unterstützungsmöglichkeiten beteiligte Einrichtungen zur Verfügung stellen. Dabei steht die Zeit vor und während der Rolle als Zeugin für die Strafverfolgung der TäterInnen im Fokus. Auch die Bedeutung der Sozialen Arbeit wird aufgegriffen. Durch den Einsatz praxisnaher Literatur konnte aufgezeigt werden, dass den betroffenen Frauen eine minimal an den Bedürfnissen orientierte Behandlung nach der sexuellen Ausbeutung von den rechtlichen Instrumenten und den staatlichen Einrichtungen entgegen gebracht wird. Themen wie Menschenrechtsverletzungen, fragwürdige Ermessensentscheidungen, Zuständigkeitsfragen und Finanzierungsprobleme müssen in den zukünftigen Fokus genommen werden. Auch die Frage nach der Übernahme von gesellschaftlicher sowie staatlicher Verantwortung für die Frauen sollte die Praxis, die Politik und die Wissenschaft weiter beschäftigen. Dabei ist es von hoher Bedeutung, die Betroffenen für eine anerkennende, menschenwürdige sowie bedürfnisorientierte Vorgehensweise in den Prozess einzubeziehen. Die Frauen müssen Verantwortung zugesprochen bekommen und müssen aus der alleinigen Opferrolle heraustreten.