Messerscharf – Das letzte Gebet
Verlag DeBehr, Carmen Petraschke
Hätt‘ ich
Hätt‘ ich halt nur noch einen Tag,
ich pflanzte keinen Baum,
verschwände nicht die letzte Stund‘
in unerfülltem Traum.
Nein, all‘ Verwandten noch mal seh’n,
das wäre mir nicht recht,
wozu, sie war’n doch sonst nie da,
wie’s damals ging mir schlecht.
Die Seele hat so oft geweint
und Traurigkeit gesiegt,
geh fröhlich in ein neues Glück,
von einst’gem wenig blieb.
Mein Heim, vier Wände, schlicht und schön,
ich brauch es niemals mehr,geschaffen für ein kurzes Sein,
geb’s hin ohn‘ Gegenwehr,
Hätt‘ ich halt nur noch einen Tag,
hielt keinesfalls Gericht,
all Höh’n und Tiefen meines Seins,
formt‘ ich in ein Gedicht.
Messerscharfe Beobachtung vom ersten Schrei bis zum letzten Gebet. Eine Analyse von Seelenwegen. Heiter, ernst, beschwingt, verzagt, geradlinig, verschnörkelt. das Leben, wie es ist.