„Missionsobjekt“ und selbständige Kirche
Heinrich Balz
„Missionsobjekt“ und selbständige Kirche
„Missionsobjekt“ ist in der gegenwärtigen missionswissenschaftlichen Debatte zum Unwort geworden: nicht zu Unrecht. Dennoch lohnt es sich, seinem Erscheinen in der klassischen Missionslehre bei Gustav Warneck und Josef Schmidlin, seinem katholischen Interpreten und Konkurrenten, nachzuspüren. „Selbständige Kirche“ als neues Subjekt ist dem gegenüber das evangelische Missionsziel, das Warneck definiert, zugleich aber in seiner Zeit noch wesentlich als Problem erkennt.
Martin Kähler, systematischer Theologe, Kollege und Freund Warnecks in Halle, erklärt zur gleichen Zeit die Mission zur „Mutter der Theologie“, wobei er aber mit Theologie nicht genau das meinte, was man heute darunter versteht. Er meinte auch, Mission sauber und gründlich unterscheiden zu können von Propaganda als „Ausbreitung des Eigenen“: ein Anspruch, der neuerlich mit Nachdruck bestritten wird und eben darum Interesse weckt für Kählers Argumentation.