Mit Hammer und Schlüssel
Über Sinn und Unsinn, ein russisches Motorrad zu fahren
Tom van Endert
Als die erste Auflage dieses Buchs 2003 erschien, galten russische Motorräder als Inbegriff für „Schrott auf Rädern“. Gerade einmal tauglich für groben Fahrspaß auf dem eigenen Grundstück oder als bedingt alltagstauglicher Untersatz für hoffnungslose Optimisten.
Wer sich damals an das Abenteuer Dnepr oder Ural wagte, musste tatsächlich viel Mut mitbringen und durfte sich ständig gegen die Frotzeleien besserwissender Mitmenschen wehren. Heute, rund fünfzehn Jahre später, sieht das zwar nicht viel besser aus, die einstigen Billigimporte von jenseits des Eisernen Vorhangs reiften aber zu waschechten Oldtimern mit einer stetig wachsende Fangemeinde.
Gleichzeitig entwickelte sich aus dem Erbe der poststalinistischen Massenproduktion eine kleine Motorrad-Manufaktur, die russische Urgesteine nach aktuellen Standards baut. Ein russisches Motorrad zu fahren – egal ob alt oder neu – ist ein ganz eigenes Lebensgefühl. Es erzieht einen zu Langsamkeit, Pragmatismus und Leidensfähigkeit.
Das vorliegende Buch hilft dabei. Es soll die Welt dieser Überlebenden längst vergangener Zeiten vor allem demjenigen eröffnen, der mit dem Gedanken spielt, eine klassische 650er Ural oder Dnepr zu kaufen. Oder dem frischgebackenen „Russenfahrer“ einen tiefen Einblick in die Historie dieser umstrittenen Gespanne vermitteln.
Und vor allen Dingen soll es mit den Halbwahrheiten und Gerüchten aufräumen, die sich noch heute hartnäckig am Stammtisch oder sogar in der Fachpresse halten. Nach über 100.000 km mit seiner Ural „ohne besondere Vorkommnisse“ (gemessen am Weltbild eines Uralfahrers) machte sich der Autor an die Arbeit, seine Erfahrungen und Wissenswertes rund um Geschichte und Technik – von der Urgroßmutter und BMW-Kopie M72 bis zur heutigen Generation der Ural-Gespanne – zu einem Ratgeber zu kombinieren, der sich schnell als Standardwerk etablieren konnte und jetzt endlich wieder als gebundene und aktualisierte Ausgabe erhältlich ist.