Mittelhochdeutsche Spruchdichtung – Früher Meistersang
Faksimile des Codex Palatinus Germanicus 350 der Universitätsbibliothek Heidelberg, Einführung und Kommentar
Der Codex palatinus germanicus 350 bietet einen Querschnitt durch die mittelhochdeutsche Spruchdichtung. Er besteht heute aus drei ursprünglich getrennten Sammlungen, die vom Ende des 13. bis ins 14. Jahrhundert geschrieben sind. Während die erste Sammlung fast das gesamte Werk Reinmars von Zweter überliefert, ergänzt durch politische Dichtung Walthers von der Vogelweide u. a., enthält die zweite Sammlung überwiegend religiöse und moralische Sprüche verschiedener Dichter des 13. Jahrhunderts. Die letzte Sammlung, Apologetik und Marienpreis, orientiert sich an der „langen wise“ Regenbogens und Marners und schließt mit Frauenlob. Die überragende Bedeutung dieser Handschrift, die sie für die Überlieferung mittelhochdeutscher Dichtung als einzigartig ausweist, beruht auf dem Corpus der Gedichte Reinmars von Zweter, das sich in vorliegender Form als eine sachlich und chronologisch geordnete Sammlung erweist, die noch zu Lebzeiten des Dichters angelegt wurde und so bis in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zurückreicht. Der Kommentar zur Handschrift umfaßt eine kodikologische Untersuchung, erläutert die anonym überlieferten Sammlungen biographisch und dichtungsanalytisch, fragt nach der Textkonstitution und schlüsselt den Codex tabellarisch mit Nachweis der kritischen Ausgaben auf. Ein Verzeichnis der Strophenanfänge nach Reimen vervollständigt das Ganze. Die mit angebotene buchstabengetreue Übertragung der Texte erleichtert den Zugang und das Arbeiten mit der Handschrift außerordentlich. Ausgezeichnet als eines der „50 Bücher 1974“ der Bundesrepublik Deutschland