Museum der verlorenen Herzen
Helga Bürster
Viele Besucher kamen bisher nicht hinein. Wer wusste schon, dass hier, in der tiefsten norddeutschen Provinz, eine zu Herzen gehende Ausstellung existierte. Außer einem kleinen Schild am ehemaligen Bahnhofsportal wies nichts auf das Museum hin. Immerhin hatte es sich irgendwie herumgesprochen und so kamen neben den Leuten aus der Umgebung hin und wieder auch liebeskranke Menschen von weit her, die hier Trost suchten. Sie erzählten ihre Geschichte und ließen eine Erinnerung zurück. Das wirkte Wunder. Und wem gar nicht zu helfen war, dem bereitete Daisy einen herzkräftigen Cocktail aus Rotwein mit einem frisch gelegten, gequirlten Ei von Gerda, während Desdemona aus dem reichen Fundus des Museums eine passende Liebesgeschichte auswählte, die sie dem herzwunden Besucher zum Besten gab. Er würde gestärkt und mit der Gewissheit, dass er mit seinem Schmerz nicht allein war, nach Hause gehen.
Nach ihrem Buch ‚Geest-mordsmäßig‘ gelingt es der Autorin erneut, eine Sammlung von kurzen Geschichten, diesmal eingebettet in eine Rahmenhandlung, in der ihr typischen Art zu schreiben, die einen nicht aufhören lässt zu lesen.