Mystik als Kern der Weltreligionen?
Eine protestantische Perspektive
Wolfgang Achtner, Mariano Delgado, Volker Leppin
Die Mystik zeichnet sich in der religionsphilosophischen und theologischen Diskussion durch zwei Besonderheiten aus. Zum einen gilt sie seit den Tagen von William James als der aussichtsreichste Kandidat für einen auf Konsens ausgerichteten Dialog zwischen den Weltreligionen. Mystik als Kern der Weltreligionen? Zum anderen hat der Protestantismus gegenüber der Mystik als einer der Selbsterlösung verdächtigten Form menschlicher Religiosität immer Vorbehalte artikuliert. Im Jahr des 500-jährigen Reformationsjubiläums führt dieser Band die innerprotestantische Diskussion gegenüber der Mystik, einschließlich der sich in jüngster Zeit abzeichnenden positiveren Einstellung gegenüber der Mystik und die neuere internationale Mystikdiskussion zusammen. Im ersten Teil werden interdisziplinäre Aspekte der Mystik aus Philosophie, Psychologie, Neurowissenschaft und Mathematik thematisiert. Der zweite Teil legt den Fokus auf die Phänomenologie der mystischer Erfahrung in allen fünf Weltreligionen, und zwar im Kontext der Diskussion über interreligiösen Hermeneutik, sowie den beiden Hauptströmungen der Diskussion über die Natur der Mystik, nämlich des Essentialismus und Kulturalismus. Der abschließende dritte Teil bündelt verschiedene dogmatische Ansätze, die Mystik im Protestantismus wieder heimisch zu machen.