Nach-Wende-Narrationen
Das wiedervereinigte Deutschland im Spiegel von Literatur und Film
Carsten Gansel, Hermann Korte, Gerhard Jens Lüdeker, Dominik Orth
Was sind die Themen der Nach-Wende-Zeit und wie werden diese literarisch und filmisch inszeniert? Dieser Band leistet aus literatur- und aus filmwissenschaftlicher Perspektive einen Beitrag zur Analyse und Interpretation der narrativen Verarbeitung historischer Prozesse am Beispiel der Nach-Wende-Zeit des wiedervereinigten Deutschlands. Unter Nach-Wende-Narrationen werden Erzählungen verstanden, die den Fokus auf die Zeit nach der Wende richten, die also nicht primär die Zeit vor der Wende oder den Mauerfall narrativ reflektieren. Nach-Wende-Narrationen sind als Dokumente der Erinnerung und der Gegenwartswahrnehmung zu verstehen. Sie dokumentieren gleichzeitig den Bruch von Identitäten, sowohl personal wie kollektiv, die durch die Wende aus einem klar definierten Gestern in ein schwer bestimmbares Heute gewechselt sind. Wenngleich in diesen Erzählungen versucht wird, Mauerfall und Wiedervereinigung mit einer kollektiven, positiven Symbolik zu versehen, zeigen sie mehrheitlich eine Verlusterfahrung, die von diesem historischen Punkt ihren Ausgang nimmt und die noch längst nicht überwunden ist.