Nachkriegsgeneration
Der unbekannte Vater. Ein Briefwechsel aus unterschiedlichen Perspektiven
Gerd Rausch, Rolf Schanko
Vor nicht all zu langer Zeit fiel mir Fotomaterial in die Hände, private, also inoffizielle Aufnahmen deutscher Wehrmachtssoldaten, u. a. aufgenommen während der Rückzüge aus russischen Territorien.
Wie immer in meiner malerischen Arbeit, versuchte ich, in die fotographischen Szenen „einzudringen“ und die gezeigten Ereignisse aus ihrer Mitte, aus ihrem „Inneren“ heraus zu gestalten.
Ich musste bald feststellen, dass der Impuls meines Tuns eine Auseinandersetzung mit dem unmittelbaren Kriegserleben meines Vaters war.
Aus meinen, Jahrgang 1951, intensiven Gesprächen mit Gerd Rausch, Jahrgang 1940, der kriegsbedingt ein kritisches, aber doch wieder ganz anderes Vaterthema vorweisen kann, resultierte der Plan, einen Briefwechsel in Gang zu setzen, der sich dem Thema „Nachkriegskindheit“ widmet.
Noch einem anderen Umstand verdankt meine Initiative der Wunsch, zu ergründen, wieso trotz vielfältiger Zerstörung, grosser Unruhe und letztlich langer Vaterlosigkeit ein so ausgeprägter Elan vital entstehen konnte und welche Rolle – für Gerd Rausch – die Musik dabei spielte.