nachschrift 2
Heimrad Bäcker
Dieser zweite Teil von Heimrad Bäckers dokumentarischer Dichtung mit den Mitteln der konkreten Poesie erweitert die montierten Quellen der nationalsozialistischen Tötungsmaschinerie um die Sprachmuster der Nürnberger Prozesse, um Textdokumente des Eichmann-Prozesses in Israel und um schriftliche und mündliche Zeugnisse von Opfern des Holocaust.
Wie schon im ersten Band der nachschrift geht es Bäcker darum, die in Sprachverwendung und -struktur angelegten Keimzellen des Grausamen aufzuzeichnen und die Genese des Unvorstellbaren im sezierenden Blick von Montage und Auswahl transparent zu machen. Ästhetisch angemessener – gerechter – als mit den Mitteln einer fiktiven Schilderung der Zeitzeugenschaft gelangt er so zu Textgebilden, die einerseits in verknappter Form einen unausweichlichen Hinweis auf die außersprachliche Realität beinhalten, auf die sie verweisen; andererseits aber können die von Bäcker aus den Quellen destillierten Stellen auch ohne vorausgesetztes Hintergrundwissen abstrakt erfasst werden. Bäcker arbeitet in nachschrift 2 wieder mit visuellen Mitteln und dem Prinzip der Wiederholung, stärker und eindringlicher als im ersten Band jedoch auch mit dem semantischen Potential der Wörter und Rumpfsätze, die er findend produziert. Ein Nachwort des Autors beschließt den Band.