Nationalsozialistische Vergangenheit im Parlament
Der Umgang mit Belastung und Entlastung in dr hessischen Landespolitik (1945-1966)
Wolfgang Helsper
Nach dem gewaltsamen Ende des »Dritten Reichs« richteten die landespolitischen Akteure in Hessen ihren Blick zielstrebig in die Zukunft, um die Folgen des Zweiten Weltkriegs erfolgreich zu überwinden und die auf den Weg gebrachte Demokratisierung des Landes zu festigen. Der Blick zurück auf die vorangegangene Herrschaft der Nationalsozialisten fiel deutlich schwerer. Dennoch waren die Zeit der Diktatur und deren Nachwirkungen häufig Thema in der hessischen Landespolitik und forderten die Aufmerksamkeit des Parlaments. Emotional aufgeladene Debatten waren dabei an der Tagesordnung.
Im Rahmen der Thematisierung der nationalsozialistischen Vergangenheit traten auf parlamentarischer Ebene vielfältige Formen der Auseinandersetzung in Erscheinung. Diese unterlagen im Verlauf der Jahre Wandlungsprozessen und offenbarten zudem sehr unterschiedliche Sichtweisen zum Umgang mit dem schweren Erbe des Nationalsozialismus und dessen Aufarbeitung. Dadurch beeinflusst wurde auch das kollegiale Miteinander der Abgeordneten – von denen nicht wenige selbst eine belastende Verbindung zum nationalistischen Regime besaßen.