Naturgesetze als Dichtungsprinzipien
Goethes verborgene Poetik im Spiegel seiner Dichtungen
Dorothea-Michaela Noé-Rumberg
Zum ersten Mal werden in diesem Buch die Dichtungen Goethes, vornehmlich die Dramen, umfassend vor dem Hintergrund der naturwissenschaftlichen Schriften betrachtet. Aus dieser Perspektive gewinnen die Schriften zur Morphologie, die Studien zur Optik, die Aufsätze zur Witterungslehre oder die Farbenlehre eine ganz neue Dimension. Die Beobachtungen Goethes in der Natur geben Aufschluß über sein dichterisches Verfahren. Die Morphologie der Natur, wie sie Goethe entwirft, ist zugleich Gestaltlehre seiner Dichtung.
Die Gesetze der Metamorphose, der Polarität und Steigerung, das Ökonomieprinzip, konzentrische Kreise, Harmonie und Totalität, das perspektivische Gesetz oder das Prinzip der wiederholten Spiegelungen, sie alle erweisen sich sowohl als Prinzipien der bildenden Natur wie des schaffenden Künstlers. So gelesen offenbaren die naturwissenschaftlichen Schriften die Gesetzmäßigkeiten Goetheschen Schreibens. Sie bergen seine ungeschriebene Poetik.