Nazis im Bundestag
Die neue Straßenverkehrsordnung
Gerd Halfpap
Ein Mäusebussard kreiste seit geraumer Zeit über der Fischauktionshalle. Fast hatte es den Anschein, er sei an einen transparenten Faden gefesselt und sein Radius daher eingeschränkt. In Wirklichkeit beobachtete er die Szene staunend aus der Vogelperspektive und nur Ornithologen erkannten, dass er ganz leicht, kaum erkennbar, den Kopf schüttelte. Die Konstruktion der Fischauktionshalle glich stark jener der Menschen im 21. Jahrhundert. Wenn der Wind ungünstig aus Nord, Nord, West blies und sich über der Nordsee zum Sturm entwickelte, drückte er das Wasser der Elbe in den Hamburger Hafen. Das kühle Nass schwappte bei Sturmflut regelmäßig über die Kaimauer und setzte die Fischauktionshalle unter Wasser. Für eine gewisse Zeit stand die dreischiffige Basilika dann in der Elbe und nicht mehr an deren Hafenrand. Es sammelte sich Dreck, Elbschlamm und so manches Fundstück im Inneren. Wich das Wasser letztlich den unbestechbaren Gezeiten, spuckte der Bau so viel aufgestaute Materie aus, wie möglich. Ein bisschen Dreck oder Elbschlamm blieb aber stets zurück. Ähnlich funktionierte der Mensch zu Beginn der 20er Jahre des 21. Jahrhunderts. Er schien so konstruiert, dass ihn der Dreck aus asozialen Netzwerken, digitalen Medien, kreischenden Redundanzen und aufgeregten Debatten durchströmte, kurz in Hirn, Herz und Seele stehen blieb, um dann größtenteils ausgespuckt zu werden und nur leichte Spurenelemente von Erkenntnis zu hinterlassen, die aber aufgrund des Dreckwassers komplett kontaminiert waren.