Neue Linke /Neue Musik
Kulturtheorien und künstlerische Avantgarde in den 1960er und 70er Jahren
Beate Kutschke
Der kulturelle Wandel im Zuge der Ereignisse von 1968 verdankt sich weniger konkreten politischen Eingriffen in Staat und Gesellschaft, als vor allem massenmedial verbreiteten intellektuellen Diskursen, die Wissen, insbesondere wissenschaftliches Wissen, popularisierten und politisierten. An diesem in Soziologie und Geschichtsschreibung in jüngster Zeit viel beachteten Paradigmenwechsel setzt die vorliegende Studie an. Dass das linksintellektuelle Wissen eine neue Lebenskultur – geschlechter- und basisdemokratische sowie ökologisch nachhaltige Lebensformen – prägte, gehört zum vertrauten Bild der Epoche. Dass es aber auch in so entlegenen Gebieten wie der zeitgenössischen Musik kulturalisiert wurde und hier zahlreiche Kompositionen und Stilrichtungen motivierte, wird nun erstmals anhand von acht Fallbeispielen systematisch untersucht. Für die 68er Forschung erweist sich Avantgardemusik dabei als wichtiges kulturelles Feld für heute fast vergessene linksintellektuelle Diskurse und Theorien.