NOlympics. Tokyo 2020/1 in der Kritik
Dorothea Mladenova, Steffi Richter, Andreas Singler
Nur kurz nach der Dreifachkatastrophe von 2011 in Nordost-Japan wurden die 32. Olympischen Sommerspiele an Tōkyō vergeben – und das rief keineswegs nur Freude und Begeisterung in der Bevölkerung hervor. Ebenso rasch begannen sich Skepsis und Ablehnung zu etablieren, die sich seither in vielfältigen Formen artikulieren.
In diesem Band kommen Autorinnen und Autoren aus Japan, Deutschland und den USA zu Wort, die als kritische oder gar oppositionelle Stimmen zu den vielfältigen Zumutungen dieses sportlichen Mega-Events im Post-„Fukushima“- Japan Stellung beziehen. Einige von ihnen agieren selbst in Protest-Bewegungen, die mit „NOlympics“-Gruppen in anderen Teilen der Welt ein transnationales Aktionsnetzwerk bilden.
Die Beiträge verschränken wissenschaftliche Spezialdiskurse u.a. aus Bewegungstheorie, Politologie, Japanologie, Sportwissenschaft und den Gender Studies mit politischen Praktiken der gegenwärtigen Anti-Olympia-Bewegung. In ihrer Gesamtheit legen sie das zu „Wiederaufbau-Spielen“ verklärte Spektakel Tōkyō 2020 als das offen, was es tatsächlich ist: Ausdruck des für das 21. Jahrhundert typischen „Katastrophen- und Feier-Kapitalismus“, der für soziale Exklusion ebenso steht wie für Gefährdungen der Demokratie.