Notizen eines Neugierigen
Heinrich Dreidoppel
Heinrich Dreidoppel
Notizen eines Neugierigen
Im Bus spricht der Sitznachbar von seiner Teilnahme am Bärte-Weltwettbewerb.
Eine junge Russin teilt im Theaterfoyer mit, dass sie in Kassel lebe und russisches Erdöl verkaufe.
Ein Feuchtpräparator erzählt seine Berufsbiographie.
Eine Frau in der U-Bahn lässt ihn raten, wo sie hinfährt.
Eine Patholinguistin erläutert im ICE ihre Forschungen zur Arbeit mit den Telegrammis.
Auf dem Friedhof berichten viele Leute gerne über sich.
Da Heinrich Dreidoppel neugierig ist, hat er Vergnügen daran, in der Öffentlichkeit, in Verkehrsmitteln, Geschäften, bei kulturellen Veranstaltungen, im Theaterfoyer, auf dem Friedhof mit den Leuten zu sprechen – schon immer.
Aber erst seitdem er Witwer ist, zeichnet er zu Hause auf, was die Leute ihm erzählen, wenn er mit ihnen redet.
So sind im Laufe von sieben Jahren die „Aufzeichnungen eines Neugierigen“ entstanden – knapp gefasste Berichte von flüchtigen Begegnungen.
Seine Erzählungen könnten für andere Anregung sein, das zu tun, was man nach Begegnungen mit fremden Mitmenschen schon oft dachte: „Das musst Du aufschreiben.“
Das Schreiben an den Notizen war für Heinrich Dreidoppel auch Trauerarbeit.
Mit 31 Zeichnungen von Heinrich Dreidoppel.