Nur das Unausgesprochene bleibt genau das, was es mir bedeutet
Studien zu Erica Pedrettis Prosa
Vesna Kondric Horvat
Erica Pedretti gehört zu den prominentesten deutschsprachigen Autorinnen, deren Werke eine beachtliche Resonanz über die Grenzen ihres Landes hinaus gefunden haben. Sie ist eine große Sprachmeisterin, die keinesfalls typisch schweizerisch ist, zumal diese erst mit 15 Jahren in die Schweiz gekommene Sudetendeutsche ganz andere Erfahrungen hinter sich hatte als die meisten Schweizer und Schweizerinnen ihrer Generation. Ihr Schreiben ist stets mit autobiographischen Zügen durchwebt, hatte sie doch selbst die dunklen und hellen Seiten der Geschichte, über die sie schreibt, in der Tschechoslowakei, wo sie geboren wurde, in der Schweiz, wo sie mit kurzen Unterbrechungen seit 1945 lebt, und in vielen anderen Orten gesammelt. Unter dem Vorzeichen von Globalisierung und Transkulturalität demonstriert das Buch mittels exemplarischer Analyse ihrer höchst poetischen und Gedanken provozierenden Texte wie Erica Pedretti Angebote unterbreitet, die die Erfahrungen unterschiedlicher Identitäten und unterschiedliche kulturelle Kreise berühren – zeitkritische Elemente sind in ihrem Schreiben unübersehbar. Für die heutige von Migration und Flucht gekennzeichnete globalisierte Welt ist sie äußerst relevant, denn sie schreibt politisch neutral und menschlich unvoreingenommen, ohne Ressentiment über einen der schlimmsten Abschnitte der europäischen Geschichte, der sich aber leider ständig wiederholt. In dem vorliegenden Buch versucht Vesna Kondric Horvat zu zeigen, wie die Schriftstellerin durch ihre Kunst einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der heutigen transkulturellen Gesellschaft liefert.