Nur Wasser und CD
38 Gedichte über Liebe, Leid und Latschenkiefer
Christian Rook
Best Ager – also alte oder älter werdende Männer – sind schon relativ peinlich, wenn sie sich noch einmal verlieben. Ich weiß, wovon ich rede. Und, es ist nicht nur peinlich für andere, es ist auch peinlich für uns. Glaubt mir! Ein guter Freund sagte einmal: „Kann man machen … (muss man aber nicht).“ Liebe Grüsse nach Herrenberg.
Wenn die erfolgreichen Kämpfe und schmerz-haften Niederlagen des Lebens (im Alter so um die 50 – drei links, drei rechts, drei fallen lassen) aufeinander treffen, Scheidungen abgeschlossen wurden, große und kleine Kinder aus frühen oder mittleren Beziehungen ihre eigenen Wege gehen, mehrere Karrieren bereits weggearbeitet worden sind, und es eigentlich nichts mehr zu beweisen gibt, und dann ein ordentlicher Schluck Hormone dazukommt – durch den Blick, das Wort, die Berührung, das zarte Hauchen einer jungen, schönen und klugen, bezaubernden Frau – dann vergessen wir sehr schnell, dass das Leben uns nicht umsonst natürliche Grenzen gesetzt hat.
Wir schauen dann mit vertrotteltem Blick in die Welt hinaus, glauben, dass es unbedingt jetzt eine richtig gute Idee wäre, noch einmal ganz von vorn anzufangen, denn diesmal „ist es wirklich ganz anders.“ Ist es natürlich nicht. Es ist genauso wie immer.
H. L. Mencken, der große deutsch-amerikanische Publizist, erhellte uns, als er 1949 den folgenden etwas fatalistischen Satz schrieb (er war damals selbst schon etwas in die Jahre gekommen, 69, um genau zu sein):
Love is the delusion that one woman differs from another.