Offener Unterricht:… hier lerne ich was ich will!
Von der Freiheit, das eigene Lernen im Unterricht selbst zu bestimmen
Jürgen Göndör
Schülermeinungen:
»Man kann zum Beispiel sagen: Ich mach jetzt eine Seite Mathe und man kann auch mittendrin die Arbeit wechseln – ohne jemandem etwas zu sagen!«
aus: Nachrichtensendung für Kinder: Logo über Offenen Unterricht vom 21.9.2006
»Das ist ja wohl die tollste Klasse der Welt. Hier kann man alles lernen, was man will und muss nicht immer auf die Tafel gucken. …« Ihr wisst ja gar nicht, wie gut ihr es hier habt!
Mehmet bei: Falko Peschel (2006): S. 816
Lernergebnisse:
Trotz durchschnittlicher bzw. leicht unterdurchschnittlicher Voraussetzungen liegen in der hier untersuchten Klasse bzw. Stichprobe überdurchschnittliche Ergebnisse sowohl für den Bereich der Schreib- und Rechtschreibentwicklung (Vgl. S. 605ff), als auch den Bereich des Lesenlernens (Vgl. S. 625ff), für den Bereich der Arithmetik (Vgl. 665ff) als auch für leistungsschwächer erscheinende Kinder – sogar für Kinder vor, die an der Regelschule als nicht beschulbar galten und die daher in diese Klasse eingewiesen wurden. Auch sie haben im offenen Unterricht wider Erwarten eine positive Entwicklung durchlaufen. In allen Bereichen hat kein lehrgangsmäßiger Unterricht stattgefunden. Die Behauptung, dass diese Bereiche nur mit einem expliziten Lehrgang erlernt werden können, müsse zumindest relativiert werden, da die Stichproben diese Annahme widerlegen.
Falko Peschel (2006): Offener Unterricht in der Evaluation
Lernen lassen statt belehren
Die derzeitige Auffassung in der Schulpädagogik, dass automatisch jedem Lehren von der Seite einer LehrerIn auch das Lernen des gelehrten auf der Seite der Lernenden folgt, ist Unsinn. Lernen – das zeigen die Lerngeschichten einzelner Lernender sehr deutlich – ist die Leistung der Lernenden. Konsequente Lehre hindert Lernende am Lernen, weil sie – statt ihren eigenen Fragen in ihrem eigenen Lerntempo, ihrem eigenen Lernweg nachzugehen – ständig aufpassen müssen, auf das was die LehrerIn vorgibt. Manfred Spitzer sagt: »Unser Gehirn ist für das Lernen optimiert. Es lernt nicht irgendwie und mehr schlecht als recht, sondern kann nichts besser und tut nichts lieber! …. Lernen ist buchstäblich kinderleicht.« (Spitzer, Manfred (2007): Lernen, Heidelberg, S. 14) Daraus folgt: Wir sollten endlich damit aufhören, dem Gehirn vorzuschreiben, wie es seine Arbeit tun soll – Lernenden vorzuschreiben, was und wie sie lernen sollen. »Und wir können es anders und es wird Zeit, dass wir es anders machen.« (Hüther, Gerald, hier, S. 13)